Niklas Kautz ist Altenpfleger. Eigentlich. Doch nach der Ausbildung stellt eine psychische Erkrankung sein Leben auf den Kopf. Er sucht einen neuen Weg und er sucht sich Hilfe. 2019 findet er Unterstützung in unserem Berufsbildungsbereich bei der Starthilfe Elmshorn der Brücke SH. Niklas Kautz kommt an und er kommt rum. Seit September 2022 macht der 31-jährige ein Praktikum bei der Agentur für Arbeit Elmshorn. Und die hat über seine Geschichte jetzt einen Artikel geschrieben:
AA Elmshorn: Aktivitätenplan Inklusion Nord als Einstieg in die BA – Einstellungssache!
Personalgewinnung mal anders denken!
Seit September 2022 macht Niklas Kautz ein Praktikum bei der AA Elmshorn. Der 31-Jährige ist der „Mann für alle Fälle“ und auch menschlich eine große Bereicherung. Die Reha-Kollegin Anneli Hinz begleitet ihn in seinem Praktikum: „Am Anfang wussten wir nicht, was auf uns zu kommt, aber Herr Kautz hat sofort alle Kolleginnen und Kollegen begeistert und leistet mittlerweile eine Arbeit, auf die hier niemand mehr verzichten möchte.“
Auch für Niklas Kautz war am Anfang vieles neu. Eigentlich hatte er vor acht Jahren eine Ausbildung zum Altenpfleger erfolgreich abgeschlossen. Doch dann wurde er krank. Das warf ihn vier Jahre aus der Bahn. Seit 2019 sucht er mit Hilfe der Brücke Schleswig-Holstein in Elmshorn einen Weg in sein neues Leben. Dann kam ihm die Corona-Pandemie in die Quere und erschwerte die Berufsorientierung, dennoch machte sich Niklas für den Bürobereich fachlich fit.
Währenddessen entstand in der AA Elmshorn im Rahmen des Aktivitätenplan Inklusion Nord die Idee, auch Beschäftigten aus Werkstätten für Menschen mit Behinderungen einen passenden beruflichen Einstieg in die BA-Welt zu ermöglichen. Mit den klassischen Stellenbeschreibungen kommt man hier jedoch meist nicht voran. Vielmehr wollen wir vom Menschen ausgehen, von seinen Interessen und besonderen Talenten. Als Grundlage für mögliche Einsatzbereiche sammelten die beteiligten operativen Teams Tätigkeiten unter dem Oberbegriff „leichte Bürotätigkeiten“. Der entstandene Aufgabenkatalog diente als Grundlage, mit dem verschiedene Werkstätten für behinderte Menschen aus dem Agenturbezirk zur Gewinnung von Interessenten angefragt wurden.
Wichtig für die Umsetzung war, dass die Geschäftsführung, die Gremien und die operativen Teams voll hinter der Idee stehen und diese immer weiter vorantreiben. Im Sommer 2022 wurden mit einigen Interessenten Gespräche zum gegenseitigen Kennenlernen geführt. Ziel war es, zunächst ein Praktikum im Rahmen des Berufsbildungsbereiches zu ermöglichen.
Niklas Kautz konnte bei diesen Gesprächen besonders gut mit seiner Motivation überzeugen. Als das Praktikum dann im September begann, wurde schnell klar, dass es nicht bei einem „Schnupperpraktikum“ bleiben sollte. So wurde auf ein Langzeitpraktikum für 6 Monate verlängert. In dieser Zeit konnten diverse Tätigkeiten entwickelt, ausprobiert und von Niklas erlernt werden. „Besonders hilfreich für alle ist der regelmäßige Austausch in unserer kleinen Begleitgruppe aus Fach- und Führungskräften, die das „Ausprobieren“ steuert“, merkt André Hachmann, Teamleiter EZ an.
In der Agentur ist die Freude besonders groß, weil Niklas gerne bleiben möchte und die Übernahme in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis anstrebt. Gemeinsam mit dem Internen Service Personal werden die Umsetzungsmöglichkeiten gerade geprüft…
Reha-Teamleiter Arne Klaus freut sich schon jetzt: „Es ist super, dass wir hier als Agentur eine konkrete Unterstützung zur Entwicklung eines inklusiven Arbeitsmarktes leisten können.“
Und was sagt Niklas Kautz dazu? Wir haben ihn befragt.
Frage: Niklas, was sind deine Aufgaben in der AA Elmshorn?
Niklas Kautz: Meine Praktikumsaufgaben bekomme ich über meine Ansprechpartner, die Teamleitungen Reha/SB und Eingangszone. Im Bereich Reha habe ich zum Beispiel bei der Umstellung der Papierakten geholfen. Das Büro der Geschäftsführung und die Berufsberatung unterstütze ich bei der Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen. Ich arbeite inzwischen auch im BiZ mit und habe dabei viel Kontakt mit den Kunden. Und immer wieder gibt es auch „Spezialaufträge“ – ich bin da, da wo meine Kolleginnen und Kollegen meine Hilfe brauchen!
Frage: Was bringt dir besonders Freude bei der Arbeit?
Niklas: Besonders toll finde ich die Mischung. Es ist nicht die einzelne Aufgabe, es ist die Vielfalt, die besonders Spaß macht. Ich führe viele Gespräche mit meinen Kolleginnen und Kollegen und mit Besuchern. Ich kann mich aber auch mal zurückzuziehen, arbeite dann am PC und Telefon. Immer mehr Aufgaben erledige ich eigenständig, das ist ein prima Gefühl!
Frage: Und was eher nicht?
Niklas: (überlegt)…da gibt es eigentlich nichts. Vielleicht…vorher bei der „Brücke“ kam ich mehr raus, ich konnte Botengänge machen. Ich bin halt auch in meiner Freizeit sehr gerne draußen an der frischen Luft.
Frage: Wie fühlst du dich in deinem Praktikum?
Niklas: Super! Ich fühle mich wirklich sehr gut aufgenommen. Von unseren Hausmeistern bis zur Geschäftsführung, alle sind sehr nett zu mir. Es interessiert, wie es mir geht und wie ich mit der Arbeit zurechtkomme. Überhaupt ist der Umgangston untereinander und mir gegenüber sehr herzlich. Dies gebe ich dann auch gerne wieder zurück!
Frage: Was wünscht du dir für die berufliche Zukunft?
Niklas: Erst einmal möchte ich das Praktikum mit Erfolg abschließen. Mein Wunsch wäre, dass sich daraus mehr ergibt. Ich bin für mich auf der Suche nach einer beruflichen Perspektive. Eine Festeinstellung – das wäre natürlich ein Traum!